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3durch3. reihe sprachkunst

Die Reihe „3durch3“ lädt die crème de la crème der internationalen Sprachkunst ein: Dreimal im Jahr kommen hier drei Sprachkünstler aus verschiedenen Ländern und Generationen zu einem gemeinsamen Abend zusammen, große Namen ebenso wie junge Talente. Die Reihe macht sich auf in den Innenraum der Sprache, um dort die weißen Flecken auf der Landkarte der Poesie zu erkunden. Mit jeweils drei ganz eigenen Positionen werden die vielfältigen Möglichkeiten poetischer Sprachgestaltung aufgezeigt: formstreng, lustvoll, experimentell, spielerisch, kritisch und nicht selten mit Humor.

„Sprachkunst“ nennen wir poetische Kunst zwischen den Künsten in und mit der Sprache. Avancierte Poesie nicht nur aus der Literatur, sondern auch aus dem Einzugsbereich von Musik und Bildender Kunst. Ihre Tradition reicht zurückt bis zu den Figurengedichten, Lautmalereien und Sprachkalkülen der Antike. Sie hat in der ars combinatoria des Mittelalters und besonders des Barocks Blütezeiten erlebt und treibt in der modernen Kunst und Literatur, von Mallarmé, Futurismus und Dadaismus über Lettrismus, Konkrete Poesie, Wiener oder Stuttgarter Gruppe und Oulipo bis zu den jüngeren Formen der visuellen und Laut- oder auch digitalen Poesie, immer neue spannende Entwicklungen hervor. Sprache wird hier in all ihren Aspekten und Funktionen in erster Linie als Mittel und Material der Kunst verstanden. Experimentieren, das heißt wörtlich das bewusste Erfahrungmachen mit Sprache, sensibilisiert dabei in hohem Maße für ihren gesellschaftlichen wie persönlichen Gebrauch und Missbrauch.

Die Reihe wird von der Stadtbibliothek Stuttgart sowie dem Kunsttempel und der Stiftung Brückner-Kühner in Kassel veranstaltet.

Mit der Reihe wird ganz bewusst auch an die in Stuttgart mitbegründete Entwicklung experimenteller Poesie angeschlossen, wird Aktuelles vor dem Fond der reichen Tradition präsent, die sich mit der „Stuttgarter Schule“ und mit Namen wie Max Bense oder Reinhard Döhl und ihren internationalen Verbindungen verknüpft wie auch mit hervorragenden Vermittlern und Sammlern sprachbezogener Kunst wie Wendelin Niedlich, Hansjörg Mayer oder Hanns Sohm. Und in der „documenta“-Stadt Kassel stellt sich die Reihe mit ihrem historischen Kontext bewusst in die Nähe des kontinuierlichen und offenen Sondierens zeitgenössischer Formen und Möglichkeiten der Kunst.

„3durch3“ wurde im November 2003 im Kasseler Kunsttempel eröffnet. Den Anfang machte der kürzlich verstorbene Büchnerpreisträger Oskar Pastior gemeinsam mit dem jungen schweizerischen Autor Michael Stauffer und dem Dichter Christian Steinbacher aus Österreich. Von Steinbachers seit 1994 veranstalteten „Linzer Notaten“ ist unsere Poesiereihe mit inspiriert. Mit Linz kooperieren wir ebenso wie mit der Literaturwerkstatt Berlin. Kassel und Stuttgart werden unterschiedliche, gelegentlich auch gleiche Konstellationen präsentieren. Die Veranstaltungen im Kasseler Kunsttempel verbinden sich in der Regel mit einer Ausstellung visueller bzw. intermedialer Texte.

Friedrich W. Block